Sie begegnet mir an jeder Ecke. Die Auszeit. Ich frage mich: Auszeit wovor oder Auszeit wofür? Ja, wovor oder wofür?
In diesem Artikel sinniere ich darüber, wie ich mit meiner Zeit umgehe. Was es mit meinen Praxis-Ferien auf sich hat. Weshalb ich nie als die selbe Person zurück komme, als die, die ich gegangen bin und wie ich mir den Übergang zurück erleichtere.
Seit Jahren beende ich meinen Sommerurlaub mit einer mehrtägigen Wanderung in den Bergen. Allein. Bewusst allein. Jedenfalls wenn ich wandernd unterwegs bin. In den Hütten zum übernachten wimmelt es dann wieder vor lauter grosser und kleiner Menschen.
Dazu nehme ich mir ein leichtes Buch mit – leicht im Sinne von Gewicht. Es darf aber durchaus gewichtigen Inhalts sein.
Diese Wanderungen haben für mich den Zweck, den Übergang aus den Praxis-Ferien in den Praxis-Alltag im wahrsten Sinne des Wortes zu be-gehen. Denn, die Wechsel der Lebenswelten verlaufen für mich nicht immer reibungslos. Das eine Loslassen, das andere Aufnehmen – eine Kunst, die ich immer wieder übe.
Manchmal ist das Wichtigste das, was „dazwischen“ ist.
Anita Namer
Diese Zeit des „Dazwischen“ hilft mir, den Wechsel mit all meinen Sinnen, mit meinem Körper, meinen Gedanken, meinen Gefühlen zu vollziehen. Und – es funktioniert. Soweit so gut und Ziel erreicht.
Das, was jedoch dazu noch passiert, ist die finale Inspiration aus der gesamten Zeit davor. Ich weiss, das klingt jetzt etwas pathetisch. Noch ist es mir nicht abschliessend klar, wie das funktioniert.
Tatsache aber ist: nach diesen Wanderungen ist es mir jeweils sonnenklar, welche Entwicklungen ich bei mir, in meiner Praxis, in meinem Alltag und in meinen Beziehungen fördern will. Wohin ich mich ausrichten werde. Was mir lieb und teuer ist.
Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
Mahatma Gandhi
Ich bin mir ganz sicher, diese Ausbeute, in diesem Jahr ist es eine besondere Klarheit, hat mit dem ganzen Sommer etwas zu tun. Hat damit zu tun, dass ich 4 Wochen meinen Focus auf Dinge richte, die im Alltag die Wochen davor weniger Raum hatten.
Ich kümmere mich dann ganz bewusst darum, meine Gedanken mal ganz einfach werden zu lassen.
Ich lese ein Buch, das mir eine wundervolle Geschichte erzählt und kein Sachbuch, das von mir genaueste Konzentration abverlangt. Ich besteige einen Berggipfel und kümmere mich einzig darum, wie ich Schritt für Schritt hoch komme. Ich striegle meinen Esel und lasse uns beiden Zeit, bis wir für die Begegnung bereit sind. So geht Einfachheit.
Einfachheit und Vielfalt – ein bewährtes Duo
Wer mich kennt, weiss es. Einfachheit ist „nur“ ein Teil von mir. Vielfalt ein anderer. Und genau deshalb wird es bei mir wohl nie bei der Einfachheit bleiben. Oder anders formuliert, wird mich die Einfachheit nie abschliessend befriedigen, auch wenn sie mir unendlich gut tut.
Deshalb liebe ich es eben auch, in die Vielfalt des anderen Alltages zurück zu kehren.
Ausgerüstet mit den Früchten aus einer Zeit, die meinem Wachstum und meinem Ganz werden dienen. So betrachtet ist es mehr als klar, dass diese Zeit allen um mich herum zu Gute kommt, so viel mehr als „Ferien“ sind und schlussendlich eine „Auszeit Wofür“ sind.
Wie hältst du es mit deiner Zeit. Was passiert in deinen Ferien und welcher Rhythmus tut dir gut? Hast du mal darüber nachgedacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar und wenn du es mit uns teilen magst.
Dieser Artikel entstand auch durch Inspiration von Jesta Phoenix Slow Business Coach. Sie hat geweckt, was schon lange schlummerte. Herzlichen Dank.
Das Beitragsbild entstand auf dem Tanzbödeli im hinteren Lauterbrunnental. Ausgehend vom Berggasthaus Tschingelhorn war der Weg dahin eine der oben beschriebenen Schritt-für-Schritt Wanderungen.
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9 Antworten auf „Auszeit – Ferien – Urlaub – Arbeit | Was jetzt?“
Lieb Dor
Du hast einen ganz wunderbaren und berührenden Artikel geschrieben.
Wir haben unsere Sommerferien für eine Woche im Wallis in den Bergen in einer kleinen Alphütte verbracht. Wollte man ins Dorf hinunter, musste man einen halbstündigen Fussmarsch machen. Ich habe die Ruhe dort oben sehr genossen, die Natur und die Tiere ( drei Rösser und zwei Esel) jeden Tag beobachtet. Sie grasten auf der Weide und wenn es heiss wurde, suchten sie Schutz unter den Bäumen oder bei einer Hütte.. einfach im Hier und Jetzt, es war einfach und klar. Das danach war dann schwieriger für mich. Der Weg nach Hause ins Unterland.. eine andere Welt.. andere Energien.. dann wartete ja auch bereits wieder einiges an Arbeit.. Ich denke aber, dass ich die Einfachheit und den Fokus auf weniger gerichtet, mit nach Hause nehmen und in meinen Alltag einbinden konnte. Und manchmal stelle ich mir im Innersten einfach vor, ich wäre jetzt in einem Alphäuschen in den Bergen.
Lieb Dor
Deine Worte rühren in meinem Innern tief an. Sie regen meine Gedanken an und inspirieren mich. Meine Übergänge bewusst zu begehen, mich ganz einlassen und Schritt für Schritt weiterzugehen. Danke dir Brigitte
Liebi Doris
Oh ja, ….. wie guet i das kenn. En wonderbare Gedanke-Astoss i d’Zit, is Si, i d’Öbergäng o Zwösche-Rüüm!
Mer send grad vo Samedan zrog….Natur pur ond Schrett för Schrett onderwäg gsi.
Mer werd dor din Blog nomol bewusster, was i euserer Gssellschaft Arbet o Uszit bedütet.
I ha jetzt no en Woche Frii-zit o nehme die Gedanke-astöss sehr gärn met.
Härzleche Dank
Liebe Silvia das sind sehr schöne Worte von dir. Ich danke dir für das Teilen deiner Gedanken. Doris
Ganz wundervolle Worte, liebe Doris. Da ist für mich eine Menge Stoff zum Nachdenken drin. Die Zeit „dazwischen“ kommt bei mir oft zu kurz.
Herzliche Grüße Petra
Liebe Petra, dafür lebst du das Davor und das Danach so intensiv, das bewundere ich.
Schön geschrieben Doris und es ist gut, dass du das für dich machst und damit deinen Weg zu „deiner Auszeit“ gefunden hast.
Bei mir sind es nur kurze „Auszeiten“, weil ich – wenn ich mal frei habe, die Zeit hier geniessen kann, weil wir einfach wunderbar wohnen.
Manchmal reicht es mir schon, einfach nur dazusitzen, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen – oder an nichts zu denken und einfach nur „zu schauen“ – in die schöne Natur und was mich auch sehr entspannt, ist meine Hunde miteinander zu beobachten.
Auszeit – ist eine Zeit für mich, weg vom normalen Tagesplan und einfach mal „treiben lassen“.
Oh ja, Karin, das kenne ich auch. Ländlich schön wohnen und die Tiere beobachten. Ich finde es so wertvoll, wenn wir unsere Formen für Regeneration und Stärkung finden und umsetzen.
Genauso ist es Doris, aber man kann das nur – wenn man achtsam mit sich umgeht und sich nicht verliert und das passiert leider sehr vielen und sie merken es garnicht. Seien wir dankbar dafür, das wir es können.